Lydia Eder_Evelyn Schertle_Reflex des Pfauenauges                                  9.594 Zeichen (mit Leerzeichen)

Jutta Meyer zu Riemsloh
Werden – Sein – Vergehen
Zu den Skulpturen nach Zeichnungen des Zyklus  „Samen“

Das CEuvre Evelin Schertles offenbart eine unauflösliche Symbiose starker persönlicheremotionaler Empfindungen und   Ergriffenheit für die Natur und den daraus resultierendenkünstlerischen Impulsen. Dabei geht es der Künstlerin nicht um die Nachahmung der Natur,sondern um das  Aufspüren von Analogien zu sich selbst und zu den Wechselbestimmungen aller Dinge. Jegliche künstlerische Gestalt erwächst bei der Künstlerin aus der „cosa mentale“. Der Begriff „cosa mentale“ wurde erstmals von Leonardo da Vinci in Bezug auf die Malerei geprägt. Der französische Philosoph Henri Bergson (1859 — 1941) deutete die gesamte Erscheinungswelt aus der metaphysischen Einheit des Lebens und entwarf auf dieser Grundlage eine neu intuitive Erkenntnistheorie. Er beschreibt die Idee, dass das wahreWesen der Kunst in der „geistigen Sache“ liegt, die Künstler durch ihr Werk ausdrücken wollen. In der Kunsttheorie bezieht sich „cosa mentale“ auf ein immaterielles Konzept oder eine Idee, die hinter einem Kunstwerk steht, im Gegensatz zur rein physischen Form des Werks  selbst. Bedeutend ist, wie die Vorstellungskraft der Künstler und ihre geistigen Prozesse, die während des kreativen Schaffens stattfinden, das Werk beeinflussen und formen.

In diesem Sinne beginnt Evelin Schertle den Schaffensprozess der Handzeichnungen des Zyklus „Samen“ mit Staubkörnern in Form von Kohlestaub. Bereits Paul Klee verglich Samen mit einem Punkt, der zur Linie wächst und sich zur Fläche und zur Form weiterentwickelt -Punkte, die sich zur Linie formen. So ist der Auftakt, Kohlestaub willkürlich auf das Zeichenblatt zu verteilen, für den weiteren kreativen Weg unabdingbar. Nach der Fixierung des Kohlestaubes erwachsen Linien intuitiv aus den vorgegebenen Spuren und formen sich zu Gebilden, Flächen und Räumen. Direkt und unmittelbar wird das innere Erleben authentisch in eine bildnerische Form übertragen. Die Fülle der „cosa mentale“ führt schließlich zur Komposition. Die Zeichnungen entwickeln sich ohne vorherbestimmtes Konzept, eher als unbewusste Niederschrift, vielleicht vergleichbar mit der gcriture automatique der Surrealisten. Als Mittel zur Befreiung kreativer Möglichkeiten ließen sie ihren Geist frei und ihre Hand intuitiv über das Papier gleiten und erhofften sich einen direkten Einblick in ihre tiefsten Gedanken und Emotionen. In diesem Sinne offenbart Evelin Schertles künstlerischer Schaffensprozess Bewusstseinsreflexionen, subjektive Brechungen ihres Erlebens in der Natur in Verbindung mit existentiellen Themen und Prinzipien des Lebens.

Ihr Kosmos an Formfindungen ist vielgesichtig und unerschöpflich. Die organische Kraft der Natur liegt auch dem Schöpfertum der Künstlerin zugrunde. Deshalb bedarf es keiner vorbestimmten  Komposition, sondern Stimmungslagen, entstanden in der Wirklichkeit, gefiltert durch Imagination. Ihre Formensprachen finden Entsprechungen in Visionen und Gefühlen, sind visualisierte Physiogramme. Aus diesen Gründen bleibt die Gestalt immer bei sich selbst und so genügt die Form auch sich selbst, um im Gesamten für sich zu sprechen, sei es in der Werkreihe Sounds, den Handzeichnungen oder den acht Skulpturen, die zu ausgewählten  Zeichnungen der  Werkgruppe „Samen“  entstanden sind.

Der Zyklus der Zeichnungen „Samen“ umfasst ungefähr 50 Blätter in der Größe 21 x 18 cm, in Kohle, Kohlestaub und Bleistift ausgeführt. Für die Künstlerin hat der Samen eine besondere  Bedeutung: „Der Samen  kann alles sein, der Samen, aus dem das Korn entsteht, den meine ich aber nicht direkt. Aus dem Samen geht alles hervor, jegliche Schöpfung. Er zentriert das Potential. Auch ein Gedanke kann dieser Samen sein, und wenn er weiterentwickelt und gesponnen wird, entsteht irgendwann Materie. Das hat mich inspiriert.

Die mannigfaltigen Arten der Schöpfung, die man täglich im Universum, in der Welt sehen kann, finde ich absolut faszinierend. Es ist ein ständiges Werden – Sein – Vergehen. Darüber nachzudenken  ist sehr inspirierend.“ Bei der Betrachtung der Zeichnungen „Samen“ stellt sich zunächst Verunsicherung ein, da spontane Analogien zu gewohnten  Vorstellungs-, Seh- und   Wahrnehmungsgewohnheiten nur bedingt gelingen. Es braucht ein bisschen Zeit, sich mit dem Kosmos der Künstlerin vertraut zu machen. Der Titel des Zyklus gibt Orientierungspunkte und nach und nach evozieren Spuren, Flächen und Linien innere Bilder im freien Spiel der Assoziationen. Abstrakte Strichsetzungen in biomorphen Formen muten körperhaft an. Geschlossenheit und Offenheit, Ruhe und Dynamik,  Bewegung und Gegenbewegung,   Verdichtung und Auflösung bestimmen   Rhythmen und Tempi,  lenken das Sehen. Freie Strukturen in vager Gestalthaftigkeit schaffen in Überlagerungen Räume. Spuren des Kohlestaubes kreieren Hell- Dunkelkontraste und schaffen Verortung zum Bildgrund. Verflechtungen und Verästelungen wachsen  nach innen oder weisen über den Bildgrund hinaus. Räumliche Bezüge werden jedoch  immer wieder in Frage gestellt, lösen sich durch gänzlich geschlossene Gefüge oder differenzierte Grauabstufungen auf. Nuancen und subtile Details erfassen Strukturen der Natur auf eindringliche Weise. Das kleine Format verstärkt die expressive Energie, die nach außen drängt, und so erscheint es konsequent, nachvollziehbar und unabdingbar, dass aus dieser Werkreihe Skulpturen entstanden sind.

In der Kunst symbolisiert der Samen den Beginn eines neuen Zyklus, einer Entwicklung auf persönlicher, kultureller oder spiritueller Ebene. Er kann als Metapher für ungeahnte Möglichkeiten und  verborgene Talente dienen, die darauf warten, entdeckt und entwickelt zu werden. Der Samen steht auch für einen Neuanfang oder einen frischen Start, ist also Symbol  für die Möglichkeiten von Veränderung, Transformation und Erneuerung. Diesen Impuls  nimmt Evelin Schertle wahr.

Wege  zu Grenzüberschreitungen der Gattungen und schließlich der Entschluss, die Zeichnung als Skulptur in den Realraum treten zu lassen, deuteten sich bei der Künstlerin bereits in den Arbeiten upwind I, II an. Aus dem hölzernen Bildgrund ragen, noch mit ihm verbunden,  Formen in den Raum. Diese verstärken den Ausdruck der zersplitterten, rauen Oberfläche der Materialbilder.

Mit der Arbeit „die 4 Elemente“ führt der Weg endgültig in die Dreidimensionalität. Auf glatten Seiten der Quader erscheinen lineare Ausprägungen reliefartig auf den Oberflächen. Der Bezug zur zweidimensionalen Oberfläche von Papier oder hölzernem Bildgrund besteht jedoch durch das geometrisch rechteckige Format. Die skulpturalen Formfindungen scheinen noch nicht abgeschlossen. Die Reihung der vier Einzelskulpturen in unterschiedlich farbigen Fassungen, entsprechend der Symbolik der vier Elemente, transportieren Nachdrücklichkeit. Die vegetabilen, körperhaft in Bewegung anmutenden Formen laden förmlich in ihrer Gerichtetheit zur Loslösung von der Fläche und zur Bewegung oder Gegenbewegung in den Raum ein.

Die Gruppe der acht aktuellen Skulpturen Evelin Scherteles sind unmittelbar aus acht Arbeiten der Handzeichnungen  „Samen“ entstanden.  Man kann sie als in Raum getretene Zeichnungen verstehen. Die Werkgruppe bildet eine abgeschlossene Einheit. Auslöser war das Bedürfnis Evelin Schertles, „die in den Kohlezeichnungen ausgelebte Sinnhaftigkeit der abstrakten Linien in ihrer vagen Gestalthaftigkeit in eine Gattung zu transformieren, in welcher sich form- und raumbildende Eigenschaften und Imagination anschaulich zeigen, fühl- und spürbar sind. Der Samen bezieht sich auf das komplette Thema. Die Skulpturen haben keine eigenen Namen  mehr. Es sind Abbildungen der Zeichnungen, die ich ausgewählt habe, um sie haptisch darzustellen. Ich wollte sie lebendig machen, ich wollte zwischen ihnen stehen und sie fühlen.“

Den Skulpturen liegen die Zeichnungen „Samen XLI, XVI, XVII, XVIII, XXV, XXXIV“ sowie „Epilog Samen VI und XVI“ zugrunde. Die Auswahl vollzog die Künstlerin bewusst. Für die Künstlerin werden die Skulpturen „von der Idee durchdrungen, unbestimmte Wesen im Werden  darzustellen, die aus meinem Geist geboren wurden“. Jede steht individuell für sich. Ihre Ausgestaltungen können als Metaphern für unterschiedliche Lebenszyklen der belebten Natur verstanden werden.

Mit der Skulpturenhöhe von 80 — 100 cm ergibt sich für den Betrachter ein Gegenüber. Vom Papiergrund emanzipiert haben sie den Raum erobert. Grobspanplatten bilden den Holzkern der Skulpturen. Das Holzgerüst vollzieht die Form der linearen Struktur in Bezugnahme auf die entsprechende Zeichnung detailliert nach. Eine Zuordnung von Zeichnung und Skulptur ist also eindeutig. In einem nächsten Schritt erfolgen differenzierte Oberflächenbehandlungen mit Rauputz. Das  Holzgerüst der Skulpturen ist mit diesem Material überzogen, teilweise ausgefüllt oder gänzlich bedeckt. Arbeitsspuren des Putzauftrages sind zu sehen, die im Kontrast zur glatten Schnittfläche des Holzträger stehen, den Holzspanstrukturen beleben. Der „Samen“ wurde in den Zeichnungen gelegt und so führen konsequenterweise Kohle, Bleistift und Kohlestaub, aufgetragen auf Rauputz, zu einer ähnlichen Tonigkeit und einer an die Zeichnung angelehnten Oberflächenausprägung. Die Skulpturen kennzeichnen keine voluminösen Formen. Sie bleiben trotz ihrer Dreidimensionalität flächig, ihrem Ursprung – der Zeichnung – in vielerlei Hinsicht verbunden.

Bei der Betrachtung  der  Skulpturengruppe ergibt sich eine Reihenfolge, die dem Gedanken des Wachsens  und   Werdens folgt. In einem frühen Stadium präsentiert sich Skulptur „XLI“,vergleichbar  mit der Embryogenese. Sie zeigt sich in ausschließlich gestaltbildendenStrukturen, noch in sich geschlossen und ruhend. Alle Linien weisen in ihrer Gerichtetheit nach innen. Erste Binnenflächen  schließen sich in „Epilog VI“. Das Wachstum nach außen hat begonnen.   Bei genauer Betrachtung beider Materialien – Holz und Putz erwächst  ein  Wesen im  Wesen.  Beide scheinen gleichberechtigt ineinander zu existieren. Skulptur „XVI“ richtet sich weiter in der Vertikalen auf. Nun löst sich Evelin Schertle von der Zeichnung und führt diese in der Skulptur welter aus, indem sie freie, wenig konkrete, aber in ihrer Energie nach außen  weisende  Staubspuren  zu greifbaren Formen in der  Skulptur werden lässt. Im nächsten  Stadium zeigt sich die Skulptur „XVIII“ komplett in vollzogener Metamorphose, denn  der Holzkern ist in Gänze überzogen. Die Gestalt ruht in sich. Auf ihrer Oberfläche zeichnen sich keine konturierten linearen Zeichnungen ab.  Auch die Tonigkeit ist wenig divergent.

Der Zyklus  ist jedoch noch nicht vollendet. Die Skulptur zu „Epilog XVI“ erhält eine erste Addition, die die kontrastreiche Oberfläche mit tiefschwarzen Kohlestaubflecken unterstreicht und aufnimmt. Liniensetzungen auf dem Rauputz tragen die Zeichnung erneut in den  Raum. Auch die Addition der Skulptur „XXV“  ist keine Dekoration, sondern verstärktes  Ausdrucksmittel, mit Bedacht  gewählt: Eine Schnur  als Materie  gewordene Linie mit glänzenden  Messingenden.  Diese Figur ist die Ouvertüre für zwei weitere Bildwerke in einem sogenannten   „späten Zustand“,  den die Künstlerin als „fast erleuchtet“ charakterisiert. So zeigen sich bei den Skulpturen zu „Epilog XVI“ und „XXV“ hochglänzende  Messingteile, die Verbindung  zum  Kosmos  versinnbildlichen sollen.

Jede Skulptur steht für sich. Einige wirken archaisch, in der Form reduziert, andere sind filigran, fast ornamental in ihrem Charakter. Ihre Zusammenschau vermittelt Einblicke in einen vielschichtigen Kosmos der Formfindungen und ihrer Metamorphosen. Trotz ihrer Verankerung   auf einem Sockel zeigen alle eine spannungsgeladene Dynamik und Bewegtheit, die  sich, losgelöst von der Begrenztheit des zweidimensionalen Papieres, ihren Weg in den Raum sucht.

Betrachtet  man  das Gesamtwerkt Evelin  Schertles, zeigen die Skulpturen einen Weg hin zum gerichteten Gestaltungswillen.  Entstanden die Zeichnungen  noch intuitiv, zeigt der Entschluss  der skulpturalen Umsetzung der Zeichnungen einen bewussten Weg. Beide Sujets stehen  eigenständig für sich und bedingen sich doch untrennbar. Das rätselhafte Gesicht der Natur hat eine fass- und fühlbare Gestalt erhalten und bleibt dennoch Spiegel der eigenen Innenwelt der Künstlerin. Die Skulpturen zeigen auch, dass Metamorphosen als ein grundlegendes  Prinzip des Wandels in allen  Aspekten des Lebens und der Natur vorhanden sind und oft eine Quelle der Inspiration und Reflexion darstellen. 

Jutta Meyer zu Riemsloh
Kunsthistorikerin/ Kuratorin/ Geschäftsführerin,
Kunstverein Münsterland e.V

 

Jutta Meyer zu Riemsloh
Coming – Being – Passing
About the sculptures after drawings from the „Seeds“ cycl

Evelin Schertle’s oeuvre reveals an indissoluble symbiosis of strong personal emotional feelings and emotion for nature and the resulting artistic impulses. The artist is not interested in imitating nature, but in seeking out analogies to herself and to the reciprocal nature of all things. For the artist, every artistic form arises from the „cosa mentale“. The term „cosa  mentale“ was first coined by Leonardo da Vinci in relation to painting. The French philosopher Henri Bergson (1859 – 1941) interpreted the entire world of appearances from the metaphysical unity of life and developed a new intuitive theory of knowledge on this basis. He described the idea that the true essence of art lies in the „spiritual matter“ that artists want to express through their work. In art theory, „cosa mentale“ refers to an immaterial concept or idea behind a work of art, as opposed to the purely physical form of the work itself. What is important is how the artist’s imagination and mental processes that take place during the creative process influence and shape the work.

In this sense, Evelin Schertle begins the creative process of the hand drawings in the „Seeds“ cycle with grains of dust in the form of coal dust. Paul Klee already compared seeds to a dot that grows into a line and develops into a surface and form – dots that mould into a line. The initial step of randomly spreading charcoal dust on the drawing sheet is therefore essential for the creative process. After fixing the charcoal dust, lines emerge intuitively from the given traces and form themselves into shapes, surfaces and spaces. Directly and immediately, the inner experience is authentically transferred into a pictorial form. The fullness of the „cosa mentale“ ultimately leads to the composition. The drawings develop  without a predetermined  concept,  rather as an unconscious transcription, perhaps comparable to the gcriture automatique of the Surrealists. As a means of liberating creative possibilities, they let their minds run free and their hands glide intuitively over the paper, hoping for a direct insight into their deepest thoughts and emotions. In this sense, Evelin Schertle’s artistic creative process reveals reflections of consciousness, subjective refractions of her experiences in nature in connection with existential themes and principles of life.

Her  cosmos of formal inventions is multifaceted and inexhaustible. The organic power of nature also underlies the artist’s creativity. Therefore, there is no need for a predetermined composition, but rather moods  created in reality, filtered through imagination. Her formal languages find  correspondences in visions and feelings, are visualised physiograms. For these reasons, the form always remains  with itself and so the form is also sufficient in itself to speak for itself as a whole, be it in the Sounds series of works, the hand drawings or the eight sculptures that were created for selected drawings in the „Samen“ group of works.

The „Seeds“ cycle of drawings comprises around  50 sheets measuring 21 x 18 cm, executed in charcoal, charcoal dust and pencil. For the artist, the seed has a special meaning: „The seed can be anything, the seed from which the grain emerges, but I don’t mean that directly. Everything emerges  from the seed, all creation. It centres the potential. A thought can also be this seed, and if it is further developed and spun, matter will emerge at some point. That inspired me. I find the diverse types of creation that you can see every day in the universe, in the world, absolutely fascinating. It is a constant becoming – being – passing away. Thinking about it is very inspiring.“

When   looking at the „Samen“  drawings, uncertainty sets in at first, as spontaneous analogies to familiar ways of imagining, seeing and perceiving only succeed to a limited extent. It takes a  little time to familiarise oneself with the artist’s cosmos. The title of the cycle provides points of orientation and gradually traces, surfaces and lines evoke inner images in a free play of associations. Abstract strokes in biomorphic forms appear corporeal. Closedness and openness,  calm and dynamism,  movement   and  counter-movement, compression and dissolution determine  rhythms and tempos, directing  our vision. Free structures in vague

shapes create spaces in superimpositions. Traces of charcoal dust create contrasts of light •and dark and create localisation to the picture ground. Entanglements and ramifications grow  inwards  or point beyond the picture ground. However, spatial references are repeatedly called into question, dissolving into completely closed structures or differentiated shades of

grey. Nuances  and subtle details capture the structures of nature in a haunting way. The small  format reinforces the expressive energy that pushes outwards, and so it seems consistent, comprehensible  and inevitable that sculptures have emerged from  this series of works.

In art, the seed symbolises the beginning of a new cycle, a development on a personal, cultural or spiritual level. It can serve as a metaphor for unexpected possibilities and hidden talents that are waiting to be discovered and developed. The seed also stands for a new beginning  or a fresh start, symbolising the possibilities of change, transformation and renewal. Evelin Schertle recognises this impulse.

Ways  of crossing genre boundaries and finally the decision to allow the drawing to enter real space as a sculpture were already apparent in the artist’s works upwind I, II. Shapes protrude into the space from the  wooden background, still connected to it. These reinforce the expression of the  fragmented, rough surface of the material images. With the work   „The 4 Elements“, the path finally leads into three-dimensionality. On the smooth   sides of the cuboids, linear shapes appear in relief on the surfaces. However, the reference  to the two-dimensional surface of paper or a wooden picture ground  exists through  the geometrically rectangular format. The sculptural formal inventions do not appear  to have been finalised. The arrangement  of the four individual sculptures in differently coloured frames, corresponding to the symbolism of the four elements, conveys an emphatic  impression. In their directionality, the vegetal forms, which appear to be in

physical motion, formally invite the viewer to detach themselves from the surface and to move  or counter-move into the space. The  group of eight current sculptures by Evelin Scherteles emerged directly from eight works of the hand drawings „Samen“.  They  can be understood as drawings that have  stepped into space. The group of works forms a  self-contained unit. It was triggered by Evelin Schertle’s need „to transform  the meaningfulness of the  abstract lines in their vague gestalt in the charcoal drawings  into a genre in which form- and space-forming qualities and imagination are vividly revealed, tangible and perceptible. The seed refers to the entire theme. The sculptures no longer have their own names. They are images of the drawings that I have chosen to represent them haptically. I wanted to bring them to life, I wanted to stand between them  and feel them.“ The sculptures are based on the drawings „Samen XLI, XVI, XVII, XVIII, XXV, XXXIV“ and „Epilog Samen VI and XVI“. The artist made this selection consciously. For the artist, the sculptures are „imbued with the idea of depicting indeterminate beings in the process of becoming, born from my  spirit“. Each stands individually for itself. Their designs can be understood  as metaphors for different life cycles of living nature.

The sculpture height of 80 – 100 cm creates a counterpart for the viewer. Emancipated from the paper base, they have conquered the  space. Rough chipboard forms the  wooden core of the sculptures. The wooden framework    reproduces the form of the linear structure in detail with reference to the corresponding drawing. The assignment  of drawing and sculpture is therefore clear. The next step involves differentiated surface treatments with rough plaster. The wooden  framework  of the  sculptures is coated, partially filled or completely covered with this material. Traces of the plaster application can be seen, contrasting with the smooth cut surface of the wooden support, which is enlivened by wood chip structures. The „seed“ was planted in the drawings, and so charcoal, pencil and charcoal dust, applied to rough plaster, consistently lead to a similar tonality and a surface character based on the drawing. The sculptures are not characterised by voluminous forms. Despite their three-dimensionality, they remain two-dimensional and in  many respects connected to their origin – the drawing.

When  looking at the group of sculptures, a sequence emerges that follows the idea ofgrowing and becoming.  Sculpture „XLI“ presents itself at an early stage, comparable to embryogenesis. It shows itself in exclusively formative structures, still self-contained and at rest. All lines point inwards in their directionality. The first inner surfaces close in „Epilogue VI“. The outward growth has  begun. A closer look at both materials – wood and plaster – reveals an essence within an essence. Both seem to exist in each other on an equal footing. Sculpture „XVI“ continues to rise vertically. Evelin Schertle now detaches herself from the drawing and develops it further in the sculpture by allowing free traces of dust, which are not very concrete but whose  energy points outwards, to become tangible forms in the sculpture. In the next stage, the sculpture „XVIII“ is completely metamorphosed, as the wooden core is completely  covered. The figure rests in itself. There are no contoured linear drawings on its surface. The tonality is also not very divergent. However,  the cycle is not yet complete. The sculpture for „Epilogue XVI“ receives a first addition that emphasises and absorbs the high-contrast surface with deep black charcoal dust stains. Lines on the roughcast carry the drawing back into the room. The addition of the sculpture „XXV“ is not a decoration either, but a carefully chosen, intensified means of expression: a string as a line that has become matter with shiny brass ends. This figure is the overture for two further sculptures in a so-called „late state“, which the artist characterises as „almost illuminated“. The sculptures for „Epilogue XVI“ and „XXV“, for example, feature highly polished brass parts that symbolise a connection to the cosmos.

Each sculpture stands on its own. Some appear archaic, reduced in form, others are filigree, almost ornamental in character. Viewed together, they provide insights into a multi-layered cosmos of formal inventions and their   metamorphoses. Despite being anchored on a plinth, they all display an exciting dynamism and movement  which,  detached from the limitations of the two-dimensional paper, seeks  its way into the space.

Looking at Evelin Schertle’s oeuvre as a whole, the sculptures show a path towards a directed creative will. While the drawings were created intuitively, the decision to realise the drawings sculpturally shows a conscious path. Both subjects stand on their own and yet are inseparable. The enigmatic face of nature has been given a tangible and palpable form and yet remains a mirror of the artist’s own inner world. The sculptures also show that metamorphoses,   as a fundamental principle of change, are present in all aspects of life and nature and are often a source of inspiration and reflection.

Jutta Meyer zu Riemsloh
Art historian/ curator/ managing director,
Kunstverein Münsterland e.V.